Es geht wieder los: In der Nacht zu Freitag startet um 2 Uhr die 100. Saison der NFL mit dem Spiel Chicago Bears gegen die Green Bay Packers. Zwei Rivalen, die seit der ersten Spielzeit in der Liga dabei sind und zusammen 22 Meisterschaften gewonnen haben.
Das Interesse an der NFL in Deutschland ist so hoch wie nie. Fast zwei Millionen Zuschauer haben beim Super Bowl in der Vorsaison bis in die Morgenstunden allein auf Pro7 mitgefiebert und schon in der vier Monate andauernden Regular-Season sind die wöchentlichen Einschaltquoten regelmäßig im hohen sechsstelligen Bereich.
Der Sporttrend NFL ist auch in der deutschen Öffentlichkeit gut erkennbar. Caps, Shirts, Trikots oder Mützen mit dem Logo vieler NFL-Teams sind in Einkaufsstraßen, auf Festivals oder im Urlaub nicht mehr zu übersehen.
Doch welche Teams kommen in Deutschland am besten an?
Ein erster Blick auf die Interessen bei Facebook zeigt nicht überraschend, dass das Erfolgsteam der letzten 15 Jahre – die New England Patriots um Star-Quarterback Tom Brady – die meisten Fans erreichen. Etwa 200.000 deutsche Facebook-Nutzer zeigen ein Interesse an dem Team aus Boston. Das lässt sich aber nicht ausschließlich mit dem sportlichen Erfolg erklären. Die Patriots sind das Team, das in Deutschland am aktivsten kommuniziert und sogar Preseason-Spiele mit dem Kommentatoren-Duo Sebastian Vollmer & Markus Kuhn, zwei ehemalige Patriots-Spieler aus Deutschland, kostenlos in Deutschland überträgt.

Mit jeweils 150.000 interessierten Fans auf Facebook punkten auch die Seattle Seahawks, Los Angeles Rams, Chicago Bears und überraschenderweise die Detroit Lions. Während die Seahawks und Rams Super-Bowl-Gegner der Patriots waren, in den letzten Jahren spektakuläre Leistungen auf dem Feld bewiesen haben und mit ihrem sportlichen Erfolg für sich punkten konnten, sind die Detroit Lions eigentlich ein typischer Underdog. Zwar gib es viele Verknüpfungen mit den omnipräsenten Patriots, aber die Popularität in Deutschland hat eher mit dem eSports-Team der „Tollenz Lions“ zu tun. Scheinbar verwechseln viele Nutzer die beiden Marken oder Facebook ist nicht in der Lage das Interesse zu separieren.
Insgesamt lassen sich verschiedene Faktoren für die Popularität der Teams in Deutschland festhalten: Neben dem sportlichen Erfolg oder extrem populären Spielern wie beispielsweise Odell Beckham Jr., der den New York Giants zu einer großen Reichweite verhilft und in Zukunft in Cleveland an der Bekanntheit der Browns arbeiten wird, helfen auch Auftritte der Teams in beliebten Streaming-Formaten wie Amazon Primes „All or Nothing“ oder „Hard Knocks“, das in Deutschland von Pro7 gezeigt wird. Die Oakland Raiders, Houston Texans, Dallas Cowboys oder Arizona Cardinals profitierten auch in Deutschland von den Einblicken hinter die Kulissen – der Effekt verblasst aber scheinbar relativ schnell und die Teams mit neuen Spielern schaffen es nicht die Fan-Relevanz beizubehalten.

Überraschend ist, dass ein Team wie die Carolina Panthers nicht weiter oben in der Gunst der Fans steht. Ein schillernder Quarterback mit Cam Newton, eine Super-Bowl-Teilnahme 2016 und die Teilnahme am diesjährigen „All or Nothing“-Format konnten nicht mehr als 80.000 deutsche Fans von dem Franchise überzeugen.
Auch die Jacksonville Jaguars schaffen es trotz des jährlichen Auftritts bei den NFL London Games nicht zu mehr Interesse in Deutschland. Zu wenig sportliche Perspektive, fehlende Stars und ein schlecht greifbares Team können nicht nur durch Marketing-Trips & zwei Wochen Fan-Nähe im Jahr wett gemacht werden.
Welche Teams könnten in den kommenden Jahren in Deutschland spannend werden?
Großer Fan-Magnet werden die Cleveland Browns, die mit einer neuen Star-Offensive um Passempfänger Odell Beckham Jr., Baker Mayfield und Kareem Hunt schon in dieser Saison zu einem Titelkandidaten zählen und langfristig die Rolle des Underdogs hinter sich lassen werden.
Auch die Kansas City Chiefs und ihr blutjunger Franchise-Quarterback Pat Mahomes haben beste Chancen auch in Deutschland eine relevante Rolle zu spielen. Mit dem lautesten Stadion der Liga, auffälligen Trikots und einer spektakulären Offensiv-Einstellung sind die Chiefs schon jetzt ein Dauerthema am Montagmorgen im NFL-Bürotalk.
Spannend könnten auch die Aktivitäten der Minnesota Vikings werden. Sie haben mit Kirk Cousins einen starken Quarterback, eine gute Fanszene, die im neuen Stadion mit „Island-Huh“ und nordischem Gjallarhorn für eine überragende Stimmung sorgt und sind jetzt gerade in Deutschland mit eigenen Social-Media-Accounts gestartet.

Zusätzlich haben die Vikings mit Adam Thielen einen Spieler, der eine wirkliche Geschichte erzählen kann. Er ist im Norden Minnesotas aufgewachsen ist und konnte weder in der Highschool noch im College wirklich auf sich aufmerksam machen. Im NFL Draft 2013 wurde er daher nicht ausgewählt, erhielt aber trotzdem von seinem Heimatteam einen vorläufigen Platz im Trainingscamp ohne jegliche Garantie. Thielen bewies über die Special-Teams-Einheit sein Durchsetzungsvermögen und konnte in der letzten Saison zeigen, dass er auf seiner Position zu den besten der Liga gehört. Solche Geschichten wollen die Menschen hören und könnten für die Vikings ein spannender Ansatz in Deutschland sein.
Wir werden sehen, ob die Vikings es schaffen, solche Geschichten in Deutschland zu erzählen, um Emotionen zu wecken und eine Fanbase kontinuierlich aufzubauen!