Die Bundesliga im Podcast-Check
„Schon die neue Episode von „Fums und Grätsch“, „Sports Maniac“ ‚ „Fest und Flauschig“ oder „OMR“ gehört?“ Genau so könnte heute ein klassischer Einstieg zum Smalltalk mit dem Partner beim Frühstück oder dem Kollegen im Fahrstuhl klingen. Die Rede ist von Podcasts, die nicht erst seit gestern durch die Decke gehen. Nicht verwunderlich also, wenn Podcasts in den Überlegungen zum richtigen Content-Mix einer Marke im ein oder anderen Meeting thematisiert wurden.
Was Podcasts so hörenswert macht: Sie sind on demand, entspannt unterwegs zu konsumieren und bedienen mittlerweile jedes Themengebiet. Durch die Tiefe der Auseinandersetzung mit den Themen trifft man im Bereich Podcast auch auf Hörer, die als regelmäßige Konsumenten eine große Nähe zum Publisher aufbauen, wodurch auch die Conversion zu anderen Plattformen oder gar zum Kauf möglich ist. Als dringend notwendiges Gegenstück zur Fülle an Snack-Content im Netz sind Podcasts so etwas wie ein wohltuendes, digitales Entschleunigungsprogramm.
Nur 4 von 18 Clubs produzieren aktuell Podcasts
Umso erstaunlicher allerdings, dass ein Blick auf die Bundesliga-Clubs vor der aktuellen Saison, die sich ja ebenfalls als Marken & Medienunternehmen verstehen, eine große Frage aufwirft: Wieso um alles in der Welt geht das Thema Podcast an fast allen Clubs so sehr vorbei? Lediglich 4 von 18 Vereinen (Stand: 05. August 2019) haben einen Podcast – Hertha BSC dabei wohlwollend mit inbegriffen, denn dort ist seit Mai erst eine Folge online. Inaktive Formate, wie beispielsweise der Dortmunder BORUSSEUM-Podcast, werden nicht berücksichtigt. Auch Webradio-Formate der Vereine sind nicht als Podcast zu verstehen. Die Frage bleibt aber bestehen: Wieso verschließt man sich so massiv vor dem am einfachsten zu konsumierenden Medium? Dabei bietet dieses Thema doch so viele Potentiale gegenüber markenaffinen und kaufkräftigen Zuhörern.

Gerade das Thema Fan-Reichweite ist hierbei von besonderer Bedeutung. Die Vereine erreichen mit Podcasts ihre eigenen Fans ununterbrochen für meist über 45 Minuten mit ihren Themen, Personen und Ansichten. Sie können neue „Vereinsstimmen“ durch Podcasts mit ihren Spielern oder den Verantwortlichen neben dem Platz aufbauen oder die Reichweite von wortstarken PR-Verantwortlichen, Stadionsprechern oder Edelfans verstärken. Inhalte von Menschen sind im Social Media Umfeld immer noch am stärksten und so brauchen auch Fußballvereine Menschen, die sich nicht nur primär mit dem Tore schießen oder Trainingspläne erarbeiten auseinandersetzen, sondern die eigene Marke digital mit Leben erwecken.
Mit unterhaltsamen, humorvollen und informativen Podcasts können aber auch ganz neue Fans gewonnen werden & bisherige Sympathisanten an den Verein gebunden werden – und somit wertvolle „Leads“ generiert werden. Zusätzlich lässt sich die Reichweit, ähnlich wie auf anderen Plattformen, erfolgreich vermarkten. Dabei ist es im ersten Schritt wichtig, dass die Protagonisten die Produkte oder Marken authentisch, sympathisch und mit eigenen Erfahrungen vorstellen. Wie das geht zeigen viele Podcasts aus dem Kultur-Bereich: „Hotel Matze“-Host Matze Hielscher stellt abwechselnd Biermarken, Bett-Anbieter (wohlgemerkt keine Wettanbieter) oder Online-Services vor und man nimmt ihm ab, dass er sich vorher mit dem Partner auseinander gesetzt hat und weiß worüber er da spricht. Auch ganz eigene Partner-Podcast-Formate sind denkbar – ein gutes Thema vorausgesetzt.
Die Content-Konkurrenz sind die eigenen Fans
Was man schon jetzt merkt: Die Vereine sollten nicht zu spät beginnen, ihre eigenen Kanäle aufzubauen, da sich neben den offiziellen Podcasts auch jetzt schon Fan- und Medien-Podcasts um den Verein positionieren. Je besser die sind, desto mehr profitiert der Verein zwar von einer starken Fanbindung, die Vermarktung der externen Podcasts wird aber nicht mehr über den Verein laufen. Vermarktbare Reichweite und damit Potential ginge verloren.